Warenrotation: Schnell-/Langsamdreher, ABC-/XYZ-Analyse

Warenrotation
 

Wie viele Waren oder Güter einer Art müssen im Lager vorhanden sein? Diese Frage beschäftigt nahezu alle Unternehmen, in denen physische Güter veräußert oder verbraucht werden. In der Logistik und Lagerwirtschaft hat sich daher ein Begriff eingebürgert: Warenrotation. Welche Bedeutung hat dieser Begriff für Unternehmen? Wie lässt sich daraus eine Kennzahl ableiten und was sind Schnelldreher und Langsamdreher?

Definition: Was bedeutet Warenrotation?

Der Begriff Warenrotation bezeichnet die Frequenz, in der ein Gut aus dem Lager abgefragt wird. Das impliziert zugleich, dass die abgehende Stückzahl rechtzeitig wieder durch eine neue Lieferung ersetzt wird, um einen erneuten Bedarf zuverlässig decken zu können.

Die Kunst besteht darin, die erforderliche Anzahl von Waren für das Bestellwesen zu ermitteln. Denn je häufiger ein Gut nachgefragt wird, desto größer muss der Bestand sein., Aber je länger ein Gut im Lager liegt, desto eher blockiert es wichtigen Raum für andere Güter. Gibt es bei diesen anderen Gütern eine größere Nachfrage, kann fehlender Platz den Umschlag verzögern. Die Folge wäre eine verspätete Auslieferung bzw. Umsatzeinbuße. Die Warenrotation ist daher ein wichtiger Faktor bei der Optimierung des Warehouse Management Systems (WMS). Ein anderer Begriff für Warenrotation ist Abverkaufsgeschwindigkeit. Diese Bezeichnung stammt aus dem Einzelhandel, wo dieser Kennwert eine große Relevanz für die Händler hat.

Was sind Schnelldreher und Langsamdreher?

In diesem Zusammenhang Lassen sich die Güter grundsätzlich in mindestens zwei Kategorein einteilen: Schnelldreher und Langsamdreher oder salopp "Renner" und "Penner". Die Bezeichnungen stehen für die Frequenz, mit der die Waren ins Lager kommen und es wieder verlassen. Darin eingeschlossen ist zugleich die Verweildauer.

  • Schnelldreher: Waren, die das Lager schnell wieder verlassen, heißen Schnelldreher oder Renner sowie englisch fast moving consumer goods (FMCG). Es handelt sich um Top-Seller, Güter des täglichen Gebrauchs oder eben Materialien mit extremen Verbrauch. Teilweise kann es sich auch um Aktionsware handeln. Die Schnelldreher generieren bei guter Lagerhaltung in der Regel abhängig vom Preis viel Umsatz, weil sie in Massen rotieren. Die Herausforderung in der Logistik besteht darin, den Bedarf termingerecht befriedigen zu können. Das heißt: Auslieferung und Nachschub sind so zu koordinieren, dass es zu keinen Engpässen kommt.
  • Langsamdreher: Wenn Waren länger im Lager liegen, handelt es sich um Langsamdreher oder sogenannte Penner. Solche Ladenhüter sind Saisonware, falsch platziert oder nicht optimal ausgepreist. Teilweise ist auch einfach die Nachfrage zu gering. Langsamdreher nehmen im Lager potenziell Raum für umsatzträchtige Schnelldreher weg. Dennoch kann es Gründe geben, die Verfügbarkeit in kleiner Stückzahl zu gewähren – um ein Sortiment komplett zu halten oder auf Anfragen sofort reagieren zu können. Die Herausforderung ist bei diesen Gütern, einen Kompromiss aus benötigten Mindestvorrat und verfügbarer Lagerkapazität zu schaffen, ohne den Gesamtumsatz durch das Vorhalten der Ladenhüter zu verringern. Bei verderblichen Produkten spielt auch das Mindesthaltbarkeitsdatum eine Rolle.

In der Logistik sind gemäß dieser Extreme Güter in A-, B- und C-Ware eingruppiert. Bei A-Ware handelt es sich um Schnelldreher, die rund 80 Prozent des Sortiments ausmachen sollten. Die C-Ware entspricht den Langsamdrehern. Ihr Anteil im Lager sollte bei ca. fünf Prozent liegen. B-Ware (Mitteldreher) liegt zwischen diesen beiden Gruppen und hat theoretisch einen idealen Anteil von 15 Prozent. Diese Bezeichnung basiert auf der ABC-Analyse.

Was ist die ABC-Analyse?

Die Warengruppen sind eine Einteilung gemäß der ABC-Analyse oder Progammstrukturanalyse. Mit dieser Methode lassen sich in der Logistik und im Handel Güter im Lager beschreiben und in ihrer Wirtschaftlichkeit bewerten. Häufig stellen Unternehmen dabei die Stückzahl dem Umsatz oder allen verkauften Einheiten gegenüber.

Mit der Methode lassen sich Waren ermitteln, die besonders schnell und häufig verkauft werden oder einen besonders großen Umsatzanteil haben. Zugleich bestimmt das Ergebnis Waren, die langsamer das Lager verlassen oder einen geringen Umsatzanteil ausmachen. Es gibt eine wichtige Verteilung, die besonders effektiv ist. Die 80-20-Regel bzw. die 80-15-5-Regel oder auch das Pareto-Prinzip.

Demnach sollten 80 Prozent der Waren eine besonders große Warenrotation aufweisen. Dabei sind Auswertungen pro Tag, Woche, Monat, Saison oder Jahr möglich. Je nach Wirtschaftsbereich können diese Daten zu anderen Schlussfolgerungen führen. Fünf Prozent sind Langsamdreher. 15 Prozent der Waren sollten dazwischen liegen.

Diese Aufteilung gilt als optimaler Mittelweg zwischen Verfügbarkeit und Umsatzgenerierung für die Lagerhaltung. Hinter der Bezeichnung steckt die vereinfachte 80-20-Regel, nach der vier Fünftel der Waren einen Anteil am Gesamtumsatz oder an den gesamten Stückzahlen von über 20 Prozent und entsprechend Anteil am Lagerbestand haben sollten.

Durch eine ABC-Analyse können Unternehmen zum einen das Bestellsystem optimieren. Durch das Identifizieren von wichtigen und weniger wichtigen Posten für den Umsatz besteht die Möglichkeit, lässt sich das gesamte Supply-Chain-Managament perfektionieren. Hintergrund ist ein Reduzieren der Lagerkosten und eine bessere Verhandlung von Einkaufspreisen der Schnelledreher. Im Gegenzug geben viele Unternehmen Teile der B- und C-Waren auf, weil die Anschaffung unwirtschaftlicher ist. Denn zum einen beanspruchen die Artikel Lagerkapazität und zum anderen entstehen durch die zeitliche Lücke zwischen An- und Verkauf (virtuelle) Zinskosten auf den Einkaufspreis, da die Ressourcen für andere Artikel fehlen.

Die ABC-Analyse lässts sich einfach und komplex sowie für verschiedene Bereich und mit verschiedenen Kennzahlen durchführen. Dadurch ist sie für Unternehmen ein wichtiges Handwerkszeug, um Potenziale und Risiken zu erkennen.

Die XYZ-Analyse ist noch etwas genauer

Viele Unternehmen ergänzen die ABC-Analyse um die XYZ-Analyse, um die Warenrotation zu optimieren. Bei dieser Analyse geht es darum, den Verbrauch von Waren in einem bestimmten Zeitraum vorherzusagen und somit das Bestellwesen und die Wirtschaftlichkeit zu optimieren. Ausgangspunkt ist die Betrachtung eines Nullperiodenanteils. Dabei wird ein bestimmter Zeitraum zur Betrachtung des wirtschaftlichen Geschehens festgelegt. Die Länge der Zeitspanne ist flexibel.

Anhand der Einteilung überprüft das Unternehmen, welche Waren in dieser Zeit regelmäßig das Lager verlassen bzw. wie viele Perioden zwischen den Bestellungen liegen. Daraus lassen sich drei Gruppen entwickelen:

  • X-Waren verlassen das Lager in jeder Periode (es gibt keine Ausgangslücke in den Zeiträumen, daher Nullperiodenanteil). In diesem Fall  lässt sich der Verbrauch sehr gut vorhersagen und das Risiko ist klein.
  • Y-Waren verlassen das Lager mit einer Wahrscheinlichkeit von 50 Prozent in jeder Periode. Nullperiodenanteile steigen ebenso wie das Lagerhaltungsrisiko durch fehlenden Abverkauf.
  • Z-Waren verlassen das Lager mit einer Wahrscheinlichkeit von unter 50 Prozent in jeder Zeitperiode. Es entsteht also mindestens eine Lücke von einem Nullperiodenanteil. Das Lagerhaltungsrisiko steigt enorm.

Durch diese Einteilung lassen sich anders als bei der ABC-Analyse deutlich besser Waren und Warengruppen herausfiltern, deren Lagerhaltung unwirtschaftlich ist. Dabei gilt die Regel: Je weniger Nullperiodenanteil eine Ware hat, desto regelmäßiger ist die Nachfrage und desto eher lohnt sich die Verfügbarkeit im Lager. Diese Analyse kann in Kombination mit der ABC-Analyse und der aktuellen Umsatzzahlen zu einer deutlich effizienteren Lagerhaltung führe. Das Ergebnis: verkürzte Lieferzeiten, sinkende Lagerkosten und besser ausgeschöpfte Umsatzpotenziale.. Zugleich lassen sich Ladenhüter aus dem Lager verbannen und erst bei Bedarf nachordern. Somit ist die XYZ-Analyse ein wichtiger Baustein zur Verbesserung der Warenrotation.

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