Die Bezeichnung Europalette ist nicht exakt. Denn eigentlich heißen die Ladungsträger Europoolpalette. Dieser Begriff geht auf eine wichtige Funktion zurück: der Mehrfachnutzung. Im allgemeinen Sprachgebrauch verschwand der Mittelteil des Wortes zunehmend. Europalette ist heute die gängigste Bezeichnung.
Doch warum heißt dieser Ladungsträger Europoolpalette? Die Europalette ist eine Mehrwegpalette. In diesem Zusammenhang steht der Wortteil "Pool". Denn die Transport- und Lagerhilfen werden über einen Pool getauscht.
Paletten sind Ladungsträger. Liefert eine Spedition Ware zu einem Empfänger aus, befindet diese sich in den meisten Fällen auf Paletten. Anders als bei Waren auf Einwegpaletten verkauft der Absender den Ladungsträger jedoch nicht mit. Das heißt: Der Empfänger erhält Ware auf einem Untersatz, der ihm nicht gehört. Daher müsste der Spediteur entweder auf das Abpacken warten oder der Empfänger die Paletten auf eigene Kosten wieder zurücktransportieren.
Beide Varianten wären nicht wirtschaftlich. Daher ist im Laufe der Jahrzehnte ein Palettenpool entstanden. Dieser ist in vielen EU-Ländern üblich, speziell die Benelux-Staaten, Österreich und Frankreich nehmen am Europool teil. Über diesen dezentralen Vorrat tauscht der Spediteur beim Empfänger die Ladungsträger aus. Er lässt die bepackten Paletten stehen und erhält im Gegenzug leere Paletten in gleicher Anzahl. Beim Adressaten kommt es also zu einem Tausch aus dem Pool. Aus diesem zweckdienlichen Vorgang entstand der Begriff Europoolpalette.
Die Europalette geht auf die 1950er- und 1960er-Jahre zurück. Als Standardnorm gibt es sie seit 1961. Damals vereinbarten europäische Eisenbahngesellschaften, ein System von tauschbaren Paletten einzurichten. Ziel war es, den gegenseitigen Rücktransport der Ladungsträger zu vermeiden. Es sollte eine einheitliche Palettengröße geben, die einen Tausch ermöglicht. So entstanden der Pool und die Europalette. Die Bauweise der Ladungsträger ist seit Mitte der 1960er-Jahre patentiert.
Seit den 1970er-Jahren verfügt der heutige Dachverband EPAL (European Palett Association) über die Rechte an den Namen und Abkürzungen der Europaletten. So entstand neben der Abkürzung EUR die Dopplung EUR-EPAL für die Ladungsträger.
EUR und EPAL sind nicht nur geschützte Markenzeichen, sondern müssen neben einigen Details wie zum Beispiel Herstellerkürzel und Herkunftsland auch sichtbar in den Palettenklötzen eingebrannt sein. Seit 2003 ist dort statt EUR bzw. EUR-EPAL nur noch EPAL vorgeschrieben. Inzwischen produzieren Hersteller Europaletten unter mehreren Marken. Neben EPAL sind dies CHEP, LPR und WORLD. Eins ist jedoch geblieben: Obwohl es Ladungsträger mit den gleichen Maßen aus anderen Materialien gibt, sind EUR-EPAL-Paletten stets aus Holz.
Es gibt verschiedene Größen der Europalette. Am bekanntesten ist die EUR-EPAL 1. Diese Standard-Palette EUR-EPAL 1 hat die Maße (Länge x Breite x Höhe): 1.200 mm x 800 mm x 144 mm. Ihre Oberfläche (Tragfläche) ist 0,96 m² groß. Sie besteht aus Holz und wiegt je nach Feuchtigkeit im Holz zwischen 20 und 25 kg. Ihre maximale Traglast beträgt ca. 1,5 t. Die Abmessungen sind als DIN EN 13698-1 genormt.
Die Maße der EUR-EPAL 1 und die Ladeflächen der meisten Fahrzeuge sind optimal aufeinander abgestimmt. Üblicherweise passen drei Paletten längs oder zwei quer nebeneinander.
Info: Die Maße der Paletten sind nicht auf den Transport in ISO-Containern abgestimmt. Bei Lagerung von EUR-EPAL-1-Paletten geht Ladefläche verloren. Eine Ausnahme sind die etwas breiteren europäischen Binnencontainer. Allgemein kommen in Containern meistens Kunststoffpaletten mit den Maßen 1.140 x 1.140 mm zum Einsatz.
Es gibt weitere genormte Palettengrößen. Hier die Wichtigsten:
Nicht nur die Außenmaße der EUR-EPAL 1 sind genormt. Auch die Anzahl und die Maße für alle Bauteile sind exakt vorgegeben. Abweichungen sind nur im Bereich weniger Millimeter erlaubt. Der Aufbau einer EUR-EPAL 1 sieht wie folgt aus:
Die Normmaße der EUR-EPAL-Paletten bieten viele Vorteile. Insgesamt tragen sie zu einer sicheren und wirtschaftlichen Transportklette bei. Die einzelnen Vorteile sind:
Erst durch die genormten Abmessungen und den Tauschpool entfalten die Ladungsträger ihre gesamten Vorteile. Diese sind so überzeugend, dass die Europalette für den nationalen Transport und für den Handel mit den meisten EU-Ländern die optimale Wahl ist.